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Siedeln am Rand der Elbmarsch

Siedlungsspuren aus dem 10. Jahrhundert entdeckt

Der in Hamburg-Bergedorf aufgewachsene Archäologe Joachim Schween meldete Ende März letzten Jahres die Entdeckung eines Brunnens. Man hatte gerade erst angefangen, die Baugrube für ein neues Seniorenheim an der Vierlandenstraße auszuheben, als er den Rest des Holzkastens entdeckte, mit dem der Brunnen verschalt war. Die Fundmeldung löste eine Untersuchung aus, die bis Mitte August andauerte. Die Fundstelle liegt am südlichen Rand des Bergedorfer Altstadtkerns. Die Altstadt erstreckt sich auf einer Sandkuppe, an die nach Westen und Süden die Flussmarsch der Elbe anschließt. Die Marsch wird von zahlreichen Wasserläufen durchzogen.

In der Baugrube hatte sich nur noch die unterste Bretterlage des Brunnenkastens erhalten. Die Bretter waren an Eckpfosten gesetzt, wobei jeweils im Wechsel an einem der überstehenden Enden außen ein Eckpfosten für die Stabilität der Konstruktion sorgte. Dunkle Streifen mit Holzresten an zwei Seiten der Baugrube lassen den Schluss zu, dass der Brunnenkasten in einer größeren Baugrube errichtet wurde, die mit Holzbauten gesichert wurde. In der Verfüllung des Brunnens lagen Steine aus Granit und die wellenverzierte Randscherbe eines mittelslawischen Topfes aus dem 10. Jh.

Als die Baugrube weiter ausgehoben wurde, konnten auf einer Fläche von knapp 400 noch an die 100 Siedlungsbefunde dokumentiert werden, die allerdings durch moderne Versorgungsleitungen gestört wurden. Bei den meisten Befunden handelte es sich um flachgründige, muldenförmige Gruben unterschiedlicher Zeitstellung sowie Pfostengruben. 

Hamburg-Bergedorf. Mittelalterlicher Holzbrunnen an der Vierlandenstraße, Seitenlänge 140 bzw. 87 cm. © AMH

Die flachen Gruben enthielten in der Regel zerscherbte Keramik und Glas des 18. und 19. Jh., überwiegend Selters- und Weinflaschen. Möglicherweise hat man hier die Abfälle einer Gastwirtschaft entsorgt. Die ältesten Scherben aus Gruben und Pfostengruben gehören in das 13. und 14. Jh. in einigen Gruben fand sich zudem Keramik der neolithischen Trichterbecherkultur, vereinzelt auch frühmittelalterliche Scherben. Hier handelt es sich um die umgelagerten Reste älterer Siedlungen, die an der gleichen Stelle existierten. Erste neolithische Funde hat man zu Beginn der 1990er Jahre aus Baugruben geborgen, die am westlichen Rand der Bergedorfer Sandkuppe am Schiffwasser ausgehoben wurden, in unmittelbarer Nachbarschaft zur aktuellen Grabung.

Autorin

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Dr. Elke Först

Leiterin der Bodendenkmalpflege Hamburg am AMH

Dieser Artikel erschien in

Archäologie in Deutschland 2017
Ausgabe 1/2017
Aktuelles aus der Landesarchäologie, S. 42