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Von Heiligen und Pilgerreisen

Hamburg, Harburger Schloßstraße

Der Jakobsweg in Hamburg

Im Verlauf der seit März 2012 laufenden Ausgrabungen an der Harburger Schloßstraße (vgl. AiD 1/ 2013, 5.47 u. 4/2013, S.44f.) wurden auffallend viele Pilgerzeichen geborgen. Entlang dieser Straße verläuft eine der bekanntesten Pilgerrouten der Christenheit, der Jakobsweg. Wer einen Wallfahrtsort südlich der Elbe erreichen wollte bzw. auf dem Heimweg in den Norden war, musste hier den Fluss überqueren.

Bisher einzigartig auf der Grabung ist ein Dreikönigsring. Er ist an einer Stelle durchbrochen, wodurch er dem Finger des jeweiligen Trägers angepasst werden konnte. Auf der Außenseite sind in gotischen Majuskeln die Namen Kaspar und Melchior lesbar. Die Namen der Heiligen, in diesem Fall der Heiligen Drei Könige, schützten den Träger vor Krankheiten, Unheil, Besessenheit sowie dem Bösen und wurden besonders von Pilgern und Reisenden verwendet.

Außer dem Ring und Fragmenten einer Pfeifentonfigur, die sich der Gruppe der Andachtsfiguren zuordnen lässt, konnten bisher 18 Pilgerzeichen geborgen werden. Pilgerzeichen sind der sichtbare Beweis einer Pilgerreise. Es handelt sich dabei überwiegend um Gitter- oder Flachgüsse aus einer Zinn-Blei-Legierung.

Hamburg, Harburger Schloßstraße
Hamburg, Harburger Schloßstraße, Dreikönigsring aus Messing (Dm: 2,1 cm). © AMH
Hamburg, Harburger Schloßstraße
Hamburg, Harburger Schloßstraße, Pilgerzeichen aus Wilsnack (1), Bremen (2), Sternberg (3), Gottsbüren (4) und Altötting (5). © AMH


Es überwiegen Zeichen aus Wilsnack in Brandenburg: drei gleich große Kreise, welche die Hostien einem auf der Spitze stehenden Dreieck verbunden sind. In den Bildfeldern wird Passion und Auferstehung Christi dargestellt. Wilsnack gehörte im 14.-16. Jh. zu den populärsten Wallfahrtsorten Norddeutschlands. Weitere Pilgerzeichen stammen aus Bremen, Sternberg in Mecklenburg und Gottsbüren in Hessen. Auf dem Pilgerzeichen aus Bremen ist Christus erkennbar, der auf einem Esel reitet und die Rechte zum Segensgruß erhoben hat. Vom Pilgerzeichen aus Sternberg ist nur die untere Hälfte eines gotischen Monstranzaufbaues mit vier Engeln erhalten. Auf dem Feld zwischen Inschrift und Fuß erscheint ein kleiner Stern. Das Pilgerzeichen aus Gottsbüren zeigt zwei Personen, Maria zur Rechten und den Evangelist Johannes zur Linken, die zu Füßen des gekreuzigten Jesus stehen. Ein weiteres Pilgerzeichen stammt aus dem Wallfahrtsort Altötting in Bayern. Mittig in einem runden Rahmen steht die bekrönte Mutter Gottes. In ihrem rechten Arm hält sie das bekrönte Jesuskind, in der linken Hand ein Zepter. Drei weitere Pilgerzeichen konnten bislang noch keinem Wallfahrtsort zugewiesen werden.

Autor

Picture of Kay-Peter Suchowa

Kay-Peter Suchowa

Archäologe und Grabungsleiter am AMH

Dieser Artikel erschien in

Archäologie in Deutschland 2013
Ausgabe 6/2013
Aktuelles aus der Landesarchäologie, S. 46/47