Hamburg von oben – Ein historischer Rundflug
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Die handgeformte Figur, die bis auf den modern ergänzten Hals vollständig erhalten ist, fällt durch ihre ungewöhnliche Kopfform auf, während der Körper durch eine rechteckige, fast brettartige Form gekennzeichnet ist. Das leicht ausgezogene untere Ende der Basis erlaubte eine freie Aufstellung der Figur.
Der relativ kleine Kopf mit dem einfach modellierten Gesicht wird von einer spitzen Kappe bekrönt, die auf Höhe der ungegliederten, leicht nach unten gezogenen Ohren ein weit ausgebuchtetes Dreieck bildet. Die Augen werden durch zwei Scheiben markiert, die in der Mitte eingestochen sind, während die Nase spitz aus dem Ton herausgekniffen wurde; weder Mund- noch Kinnpartie sind angedeutet.
Die separat geformten Arme hängen seitlich herab, wobei die Hände mit den eingeritzten Fingern auf der Hüfte liegen. Der kaum konturierte Körper ist insgesamt durch eine langgestreckte, fast pfeilerartige Form gekennzeichnet, die vielleicht auf die Nachbildung eines Gewandes zurückgeht, das über die Füße fällt und damit zugleich eine Standfläche schafft. Die Rückseite ist unverziert. Während die Applikation an den Handgelenken einen Ärmelsaum oder einfache Armbänder wiedergeben könnte, wird der Halsschmuck durch zwei aufgelegte Tonwülste mit länglichen Einkerbungen angezeigt, die auf dem Rücken nicht geschlossen sind.
Obwohl keine sekundären Geschlechtsmerkmale angegeben sind, könnte es sich hier um eine männliche Figur handeln. Die ungewöhnliche Kopfform, die diesem und ähnlichen Stücken zu eigen ist, scheint auf eine Helmform zurückzugehen. Vergleichbare Figuren, bei denen die Kappe durch eine senkrechte Riefelung deutlich vom Kopf abgesetzt ist, wurden vor allem in der mittleren Euphrat-Region gefunden. Die weite Streuung der Funde aus Grabungen wie Selenkahiye oder Halawa im heutigen Syrien erschwert eine sichere Deutung der Figuren. Auch sind schriftliche Zeugnisse, die Aufschluss über Herstellung oder Verwendung geben könnten, bisher nicht belegt.
Sollte es sich bei den Stücken um Idole oder Götterfiguren handeln, dann könnte man sich eine Verehrung im privaten Bereich vorstellen, wobei jedoch offenbleiben muss, welche Fähigkeiten oder Aufgaben den Bildwerken zugesprochen wurden. Denkbar wäre auch, dass die Figuren in einem magisch-rituellen Zusammenhang zu sehen sind und zum Beispiel im Krankheitsfall stellvertretend für den Betroffenen angefertigt und beschworen wurden. Aufgrund der stratigraphischen Beobachtungen kann dieser Figurentyp in das ausgehende 3. Jahrtausend v. Chr. datiert werden.
Material: Ton, handgeformt
Höhe: 11,7 cm
Alter: Frühsyrische Zeit III, Ende 3. Jahrtausend v. Chr.
Fundort: Syrien