Hamburg von oben – Ein historischer Rundflug
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Der archäologische Rundgang beginnt an einem der bedeutendsten Bodendenkmale Hamburgs: der Bischofsburg. Das ringförmige Turmfundament aus dem 12. Jahrhundert mit seinen 19 Metern Durchmesser ist das älteste erhaltene Steingebäude der Hamburger Altstadt. Warum das Fundament nach einem Bischof benannt ist und welche Funktion dieses gewaltige …
Anstehen beim täglichen Einkauf: Im März 1916 bildet sich vor dem Eingang des Harburger „Warenhauses Horwitz“ eine dichtgedrängte Menschenschlange. Die Polizei ist vor Ort, um die öffentliche Ordnung zu garantieren. Im Jahr 2020 ein ähnliches Bild: Anstehen auf dem Wochenmarkt am Sand. Doch das Gebot der Stunde heißt nun Abstand halten.
Für die Menschen 1916 wie 2020 ist die Situation gleichermaßen eine “neue Normalität”, verbunden mit großer Ungewissheit. “Werde ich heute endlich Milch, Butter, Eier oder Fleisch kaufen können?” Diese elementare Frage beschäftigt die Wartenden vor dem Kaufhaus Horwitz 1916. Im Deutschland des Ersten Weltkrieges wurde 1915 die Rationierung von Nahrungsmitteln eingeführt. Ihren Höhepunkt erreichte die Versorgungskrise im Winter 1916/17, dem “Steckrübenwinter”.
Im März und April 2020 gehören weniger Versorgungsmängel zur Normalität, als die Angst davor, sich mit dem neuartigen Corona-Virus zu infizieren. Rücksichtsvolles In-der-Schlange-Stehen wird zur alltäglichen Erfahrung. Die Ungewissheit ist auch diesmal groß: “Wie lange noch? Wird meine Familie die Zeit unbeschadet überstehen?” Diese Gedanken beschäftigen und verbinden die Menschen auf beiden Bildern.
Wie blicken wir später einmal auf die Zeit der Corona-Pandemie zurück? Um deren Auswirkungen auf das öffentliche Leben in Harburg und Umgebung fotografisch zu dokumentieren, konnte das Archäologische Museum Hamburg und Stadtmuseum Harburg den Journalisten und Fotografen Niels Kreller gewinnen. Sein Bildmaterial wird in die Sammlung des Stadtmuseums Harburg eingehen, um dieses herausragende zeitgeschichtliche Ereignis für nachfolgende Generationen festzuhalten und zu bewahren. Niels Kreller fasst seine Eindrücke so zusammen:
“Es ist eine besondere Zeit, in der wir uns aktuell befinden. Eine solche Pandemie, mit solchen Maßnahmen, trifft uns hier in Deutschland zum ersten Mal. Das für die Nachwelt, vielleicht für eine wissenschaftliche Arbeit oder eine Ausstellung in der Zukunft festzuhalten, die man als Fotograf eventuell selbst gar nicht mehr erleben wird, das ist ehrlich gesagt eine besondere Aufgabe, die man nicht alle Tage hat.”
Um den Alltag in Zeiten von “Bleiben Sie zuhause!” etwas abwechslungsreicher zu gestalten, startete des Stadtmuseum Harburg auf der digitalen Plattform Kultur-Routen Harburg die Aktion „Bleibt gesund!“. Täglich, bis zum 3. Mai, wurde hier ein neues Foto aus der umfangreichen stadtgeschichtlichen Sammlung vorgestellt.
Die ausgewählten historischen Fotografien zeigen in der Mehrzahl leere oder fast menschenleere Straßen, Plätze und Innenräume in Harburg. Die zeitgenössischen Fotografen haben diesen Zustand oft bewusst gesucht, um Ihre Motive, die Architektur eines Gebäudes oder Landschaften besonders zur Geltung zu bringen. So ähneln die Fotos auf paradoxe Art und Weise dem aktuellen Erleben des öffentlichen Raumes in Zeiten der Corona-Pandemie mit ihren Versammlungsverboten und Ausgangsbeschränkungen.
Das Coronavirus hat das Alltagsleben einschneidend und unmittelbar verändert, auch in Harburg. Wie blicken wir in Zukunft auf diese Zeit zurück? Damit nachfolgende Generationen sich einen lebendigen Eindruck vom Alltag in „Corona-Zeiten“ machen können, bittet das Stadtmuseum alle Harburgerinnen und Harburger um Mithilfe.
Gesucht werden Gegenstände, die den Alltag während der Corona-Pandemie in Harburg begleitet und geprägt haben. Dies können Schilder zu Schließungen oder Abstands- und Hygienevorschriften sein, der gekaufte oder selbst genähte Mundschutz, Danke-Poster und vieles mehr. Eine kurze Beschreibung des Ortes, an denen die Objekte genutzt wurden, ist dabei ebenso wichtig und informativ wie kurze Angaben zum jeweiligen Nutzer. So können zukünftige Generationen an unserem gegenwärtigen Alltag teilhaben. Erwünscht sind auch Fotos, Videos und geschriebene Erinnerungen. Sie müssen nicht gleich mit Ihrem Objekt ins Museum kommen, zunächst genügt uns zur ersten Beurteilung ein schnelles Foto. Wenn der Gegenstand dann für die Sammlung geeignet ist, meldet sich das Stadtmuseum beim Absender.
Fotos, Videos, geschriebene Erinnerungen und Bilder von Objekten schicken Sie bitte an folgende E-Mail-Adresse: brauer@amh.de
Vielen Dank und bleiben Sie gesund!
Leiter der Abteilung Stadtgeschichte am AMH