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Fünf Jahrhunderte Josthof

Grabung am Salzhausener Josthof_Arbeiten 2018

Ein großes dreidimensionales Puzzle

In einem der letzten Blogartikel ist es schon kurz angesprochen worden: Seit letztem August führt das Archäologische Museum Hamburg auf dem Josthof Salzhausens eine umfangreiche Ausgrabung durch. Der traurige Hintergrund für diese Maßnahme ist, dass das Hauptgebäude des denkmalgeschützten ehemaligen Hotels und Restaurants im Jahr 2017 vollständig abgebrannt war. Im Herzen des Ortes und unmittelbar neben der Kirche gelegen, stand zu vermuten, dass die seit 1563 belegte Hofstelle noch wesentlich älter ist und bis in die Anfänge der Ortsgeschichte vor rund 1200 Jahren zurückreicht. In Absprache mit dem Eigentümer, der Gemeinde und dem Landkreis Harburg nahm das Museum daher diese Grabung in Angriff, die schon jetzt die Erwartungen bei weitem übertrifft.

So zeigte sich, dass direkt unter dem modernen Fliesenfußboden des Hauses Baustrukturen liegen, die mehrere Jahrhunderte zurückreichen. Tatsächlich verrät ein erster Blick in die Bauakten des Kreisarchivs, dass die Gliederung des abgebrannten Gebäudes größtenteils auf einem wohl Anfang des 17. Jahrhunderts errichteten niederdeutschen Hallenhaus beruht. Von diesem Haus blieben Feldsteinfundamente der Seitenwände, zahlreiche Legsteine des Ständerwerks sowie ein Lehmfußboden im Flett (das ist die große Wohnküche mit Bodenherd) erhalten. Manches lässt sich als Umbaumaßnahmen des 19. Jahrhunderts ansprechen. In dieser Zeit wurde das Flett geteilt und mit einem Kamin versehen, der zuletzt im Restaurant als Blickfang diente. Der als Diele bezeichnete breite Eingangstrakt war mit Feldsteinen gepflastert. Nur die Seitentrakte rechts und links der Diele, die sogenannten Kübbungen, waren erheblich verändert worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren hier unter anderem WCs eingebaut worden.

Baustrukturen aus 1200 Jahren: Der Josthof in Salzhausen
Das Flett des Josthofs: Gebäudereste aus fünf Jahrhunderten als dreidimensionales Puzzle. © AMH

Den Westteil des Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert hatte man direkt auf den eiszeitlichen Sand gesetzt. Der Ostteil ruht hingegen auf einer dunkelgrauen Schicht, auf deren Oberfläche zahllose Funde des späten Mittelalters (1300-1500) liegen. Hierbei könnte sich um eine Kulturschicht handeln, z. B. einen durch die tägliche Nutzung immer weiter aufgehöhten Hofplatz; möglicherweise hat man aber auch gezielt Boden aufgetragen, um einen ebenen Bauplatz für das untersuchte Haus herzustellen.

Besonders spannend ist, dass sich an einigen wenigen Stellen der Grabungsfläche schon jetzt Baubefunde abzeichnen, die noch erheblich älter sind und tatsächlich vor gut 1200 Jahren entstanden sein könnten. Auch Funde aus dieser Zeit liegen schon vor.

Die Grabung ist aufgrund der Witterung im November vorerst eingestellt worden. Sie soll im Frühjahr wieder aufgenommen werden. Dann wird sich das Museum noch einige Wochen lang durch mehrere Dezimeter reinen Mittelalters bis an den Beginn der Geschichte Salzhausens graben.

Autor

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Dr. Jochen Brandt

Kreisarchäologe des Landkreises Harburg am AMH