Hamburg von oben – Ein historischer Rundflug
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Das Archäologische Museum Hamburg ist ja bekanntermaßen immer auf der Suche nach Inspiration aus der digitalen Welt und ist stets motiviert, Neues auszuprobieren und sich damit neuen Gruppen zu öffnen. Der eine oder andere kennt sicherlich die “Digitorials” der Schirn Kunsthalle Frankfurt, des Städel Museums und der Liebieghaus Skulpturensammlung oder die “Webdossiers” der Stiftung Historische Museen Hamburg – digitale Wissensplattformen, auf denen museale Inhalte multimedial für die Nutzer aufbereitet und angeboten werden.
Diese Wissensplattformen dienen als eine Art digitales Archiv. Zu jeder Ausstellung kann ein eigenes Digitorial oder Webdossier erstellt werden. Das Format erlaubt es Besucher:innen, bereits vorab in die Inhalte einer laufenden Ausstellungen hinein zu schnuppern oder sie auch nach einer Besichtigung erneut rezipieren zu können. So kann die Plattform etwa der Vor- und Nachbereitung des Museumsbesuches dienen z. B. für Lehrer:innen und ihre Schüler:innen.
Zentral ist aber auch der Archiv-Charakter: Sonderausstellungen haben nur eine begrenzte Laufzeit. Die für sie im Museum erarbeiteten wissenschaftlichen Informationen, erstellte Bilder und Medien, kurz das geballte Wissen rund um das Ausstellungsthema verschwinden mit dem Ende der Laufzeit für den Besucher:innen aus dem Museum. Eine Art des Wissensspeichers ist der Ausstellungskatalog. Kosten- und arbeitsintensiv in der Produktion werden Kataloge nicht für jede Ausstellung erarbeitet. Und selbst wenn ein Katalog vorliegt, spricht er in Sachen Format, inhaltlicher Ausrichtung und Preis nur ein begrenzten Teil des Publikums an und ist nach kurzer Zeit häufig bereits vergriffen. Im digitalen Raum sind Sonderausstellung meist nur in Form von archivierten Pressetexten oder -berichten sowie Ausstellungsflyern und -programmen auffindbar. Mit dem Format der digitalen Wissensplattform ist das anders: Es entsteht eine ganz neuartige Art der Bibliothek, die Inhalte dauerhaft online verfügbar macht.
Das AMH hat die Idee einer digitalen Wissensplattform aufgegriffen und für sich und seine Nutzer nun das Format der “Webstory” entwickelt und veröffentlicht. Die Webstory arbeitet mit dem sogenannten “Scrolly-Telling”, einem Format, das im digitalen Journalismus bereits weit verbreitet ist. Im Scrolly-Telling entwickelt sich die Erzählung der Inhalte durch das Scrollen des Lesenden durch eine einzelne Webseite. Entsprechend hat sie ein Anfang und ein Ende; auf Querverweise auf andere Inhalte oder Seiten wird meist bewusst verzichtet. Vertiefungsebenen, die als per Klick ausklappbare Elemente in der Story zu finden sind, erlauben es dem Nutzer, die Informationen in Umfang und Tiefe seinen eignen Wünschen anzupassen. So funktioniert die Webstory besonders für die immer weiter verbreiteten mobilen Endgeräte und das schnelle Informieren unterwegs sehr gut.
Auch mit dem genutzten Bildmaterial kann interagiert werden. Durch eine Lupen-Funktion wird beispielsweise dazu angeregt, bestimmte Objekte genauer zu betrachten und Details zu entdecken. Auch wenn diese Beschreibung zunächst ein sehr spielerisches Format erwarten lässt, geht es bei der Webstory vor allem darum, Wissen so aufzubereiten, dass man sich gerne damit beschäftigt und es nach seinen eignen Wünschen “konsumieren” kann.
Als Auftakt für unsere erste Webstory dient die Geschichte der Hammaburg – die Keimzelle der Hansestadt Hamburg. Die sehr erfolgreiche Ausstellung „Mythos Hammaburg“ im AMH liegt bereits einige Zeit zurück. Und obwohl viele Informationen bereits auf Google Arts & Culture hinterlegt worden sind, eigneten sich die Inhalte der Ausstellung hervorragend für unsere erste Webstory.
Warum? Nicht nur, weil die wissenschaftlichen Erkenntnisse des Archäologischen Museums Hamburg und der Bodendenkmalpflege der letzten Jahre sensationell sind, sondern auch, weil sie bis heute nicht in der breiten Bevölkerung angekommen sind. Immer wieder hört und liest man in der Stadt, wie veraltete Informationen reproduziert und weiter getragen werden. Der Wunsch unserer Archäologen ist, dass sich das ändert. Nicht umsonst war die Sonderausstellung “Mythos Hammaburg” betitelt. Viele Hanseaten wissen bis heute nicht, dass unter dem heutigen Domplatz die erste Siedlung und Befestigungsanlage gestanden hat, die sich über knapp 1.200 Jahre zur Metropole Hamburg entwickelt hat, wie wir sie heute kennen. Mit jeder Grabung, die seit den 1950er Jahren stattfanden, kam neues Wissen zum Vorschein, das nach und nach zur Auflösung vieler Rätsel führte. Die erste Webstory verspricht, das vorhandene Wissen kompakt zusammenzutragen und anschaulich zu vermitteln.
Das Format Webstory ist eines der vielseitigen Angebote, die im Rahmen des SmartSquare-Projektes am AMH entwickelt wurden. Bei der intensiven Auseinandersetzung mit verschiedenen digitalen Vermittlungsformaten im Museumsbereich, wie hier geschehen, kommt man nicht umhin, Digitorials oder Webstories näher zu betrachten. Museen unterschiedlichster Ausrichtung versuchen hierüber, ihre noch viel diverseren Inhalte so aufzubereiten, dass sie eine Bereicherung für die digitalen Besucher:innen sind. Befürchtungen, nach denen sich Museen mit dem Angebot solcher Formate selbst abschaffen, weil sie ihre Inhalte und Objekte auch abseits ihrer Räumlichkeiten verfügbar machen, haben sich schnell als unbegründet erwiesen. Kein Museum, das eine digitale Wissensplattform veröffentlicht hat, hat in der Folge Besucher:innen einbüßen müssen. Im Gegenteil: Die große Beliebtheit bei den Besucher:innen und hohe Zugriffszahlen lassen immer neue Ausgaben und Erzählformen im digitalen Raum entstehen.
Das Wissensvermittlungsformat ist speziell auf eine:n digitale:n Besucher:in zugeschnitten. So sind die Texte inhaltlich wissenschaftlich fundiert, jedoch in einer verständlichen und unterhaltsamen Sprache gehalten. Die Inhalte sind kompakt zusammengefasst und klar gegliedert. Das Bildmaterial reichert die Erzählform an und macht dabei Lust auf mehr. Durch den Einsatz des Scrolly-Telling-Formats bedient man sich einer Form, die der User aus den sozialen Medien und dem Journalismus kennt und schätzt und ermöglicht die Wissensvermittlung auch abseits des Museums, jederzeit von zuhause oder unterwegs.
Wie sind die Webstories aufgebaut? Um dem scrollbaren Format eine Struktur und dem Leser eine bessere Orientierung zu geben, gibt es stets Kapitel, die sich farblich voneinander abheben. Der Lesefluss wird nicht durch Seitenwechsel gestört, dennoch bietet ein Inhaltsverzeichnis die Möglichkeit, Kapitel direkt anzuwählen oder nach einer Unterbrechung zu bestimmten Punkten zurückzuspringen. Das Design der Webstory schließt sich dem der AMH-Homepage an und ergänzt damit das bestehende Online-Angebot.
Wir halten viel von unserem neuen Format und hoffen, es kommt auch bei unseren Nutzern gut an. Wir freuen uns über Feedback!
https://amh.de/webstory-hammaburg
Projekt SmartSquare am AMH