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Wasser für die Residenz

Wasserleitung

Hölzerne Wasserleitung entdeckt

Im August 2011 wurde begonnen, das zweite Baufeld der Harburger Schlossinsel auf Kampfmittel zu untersuchen. Beim Ausheben einer Trasse für die neue PIanstraße A, die an der Westseite das südlich des Schlosses gelegene Baufeld von Süden nach Norden erschließt, stieß der Bagger der mit der Sondierung beauftragten Firma unerwartet auf massive Hindernisse. Nachdem der Bereich freigelegt worden war, zeigten sich die Reste einer aufwendig konstruierten hölzernen Wasserleitung.

Wasserleitung
Hamburg. Blick nach Westen auf die hölzerne Wasserleitung in der Baugrube der Planstraße A auf der Harburger Schlossinsel. © AMH

Erfasst wurde in einem ersten Abschnitt die Substruktion einer Art Zulaufstation aus zwei parallel zueinander liegenden, sekundär wiederverwendeten Schwellbalken mit einer maximalen Länge von 2,64 m, deren Zwischenraum passgekonnte zu den Balkenaußenkanten mit 1,77 m langen Brettern abgedeckt war. Auf diesen Unterbau laufen von Westen kommend drei höher liegende Röhren zu, die hier gebündelt nach Osten in einer einzigen Leitung fortgeführt werden. Im nach Nordosten versetzten letzten Trassenabschnitt konnte dieser Teil der Wasserleitung aus sechs längs durchbohrten Baumstämmen auf einer Strecke von gut 29 m erfasst werden. Die Verbindung zwischen den Baumstämmen besteht jeweils aus einem eisernen Rohr mit einem Durchmesser von 15 cm, das in einer Art Stecksystem in umlaufende Nute der mit Eisen beschlagenen Bohrlöcher auf Stoß gesetzt wurde. Um eine Splitterung der Hölzer beim Einschlagen der Eisenrohre zu verhindern, versah man die Enden der Wasserröhren mit Eisenmanschetten.

In der schriftlichen Überlieferung wird 1498 und 1532 von einer Wasserleitung für das Harburger Schloss berichtet, das in der Zeit von 1527 bis 1642 als Residenz einer welfischen Nebenlinie diente. Aus alten Plänen des 18. und 19. Jh. kann abgelesen werden, dass das Wasser aus weit entfernten Quellen am Geestrand stammt. Dort wurde es in gemauerten Becken gesammelt und mittels der hölzernen Wasserleitung durch das Niederungsmoor zum Schloss geführt, wo es einen Brunnen im Innenhof speiste. Der archäologisch dokumentierte Verlauf der Wasserleitung weicht erheblich vom historischen Bild ab und macht damit wiederholt deutlich, dass überlieferte Baulichkeiten nicht immer mit der vorgefundenen Realität übereinstimmen.

Autorin

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Dr. Elke Först

Leiterin der Bodendenkmalpflege Hamburg am AMH

Dieser Artikel erschien in

Archäologie in Deutschland 2012
Ausgabe 1/2012
Aktuelles aus der Landesarchäologie, S. 44