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Interview mit einem Grabungstechniker

Jörg Räther erblickte 1972 im Ruhrgebiet das Licht der Welt. Jahre später wanderte er in den kalten Norden aus, um im fernen Hamburg das Studium der Philosophie zu beginnen. Eines Tages besann er sich eines besseren und wechselte zur klassischen Archäologie. Dieses Studium ergänzte Jörg von Beginn an mit diversen Ausgrabungen, womit er sich von vorneherein auch ein tiefes praktisches Fundament legte.

Während er sich sein Studium lange mit Arbeit im Call-Center finanzierte, konnte er 2005 im Archäologischen Museum Hamburg als Studentische Hilfskraft mit einsteigen. Im Zuge dieser Arbeit unterstützte er die Domplatzgrabung 2005/2006. Die Begegnung mit dem Grabungsingenieur Dominik Westermann sollte in seinem Leben einiges ändern. Er wurde in die Erstellung von digitalen Grabungsdokumentationen und Datenmanagment eingeführt und zeigte hier ein solches Talent, das er sich nach Ablauf seiner Stelle als Grabungstechniker selbstständig machte.

Diese Entscheidung bestimmte seinen weiteren Werdegang maßgeblich, ab 2007 arbeitete er für das Museum in diesem Bereich freiberuflich und ergänzte seinen Verdienst mit Führungen in anderen Museen. Vor etwas über zwei Jahren ist Jörg allerdings fest in das Team des Archäologischen Museums geholt worden. Eigentlich ist er Archäologe und als Grabungstechniker angestellt, doch auch die Weiterentwicklung der Projekte ArchaeoDox und DenkmalGIS, sowie der Fundobjektverwaltung des Museums sind ihm anvertraut.

Hat das Projekt Hammaburg einen persönlichen Wert für dich, auch wenn du nicht von hier kommst?

Ja natürlich! Meine Verbindung ist aber eine ganz andere. Da ich nicht von hier komme, bin ich nicht mit der Stadtgeschichte groß geworden oder habe sie in der Grundschule beim Museumsbesuch erzählt bekommen. Aber als ich dann in Hamburg mit dem archäologischen Studium begonnen hatte, war das Projekt am Domplatz natürlich in aller Munde! Und durch die Mitarbeit an dem Projekt habe ich schnell einen Einblick in das wissenschaftliche Fundament der Grabung bekommen. Den historischen Einstieg boten mir Führungen für 4. Klassen im Museum für Hamburgische Geschichte, die ich zum Thema Hammaburg gegeben habe. Das hat das Bild dann gut ergänzt. Die Hammaburg begleitet mich so vor allem beruflich schon sehr lange.

Arbeitest du auch an der Ausstellung „Mythos Hammburg“ mit?

Hauptsächlich war ich mit dem Geländemodell der Hamburger Altstadt beschäftigt. Wir haben gemeinsam mit dem geologischen Landesamt eine neue Berechnung des Modells vorgenommen und das Ausschließen einiger gravierender Fehlerquellen betrieben. Dieser Aspekt war wichtig, da das Modell, welches seit den 70er Jahren immer wieder genutzt wurde, doch mehr Fragen aufwarf, als es zu beantwortet wusste. Ansonsten hatte ich mit der Hammaburg-Ausstellung im Detail noch nicht allzu viel zu tun, da meine damit einhergehende Arbeit – Pläne aufbereiten, Modelle erstellen – in diesem Fall von dem Architekten Tim-John Müller übernommen wird.

Gibt es einen Wunsch, den dir die Ausstellung erfüllen kann?

Viele Besucher für das Museum und darüber hinaus natürlich auch – gerade weil es meine tägliche Arbeit in der Bodendenkmalpflege der Stadt Hamburg betrifft – auch mehr Aufmerksamkeit für die archäologische Forschung in einer Großstadt wie Hamburg. Ich denke, eine der Schwierigkeiten, die die Archäologie hier meistern muss, ist mit dem kulturellen Programm mithalten zu können. Wir haben ja mehr als den Kiez! Neben all den Kinos, Theatern und Schwimmbädern die sowieso täglich auf haben, kommen dann zur Abwechslung der Dom, die Straßen- und Hafenfeste und Sportveranstaltungen dazu. Ich wünsche mir also, dass die Ausstellung viele Hamburger anlockt, weil wir ja schließlich einen der wichtigsten Teile ihrer Geschichte ausstellen und dies sie wieder daran erinnert, dass die Kulturschätze in unserem Boden schützenwert sind und es lohnt ist, die Arbeit um diese herum zu unterstützen.