Hamburg von oben – Ein historischer Rundflug
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An einem schönen Tag im Spätsommer 2019 machte sich Sandra Huguenin mit ihrem Metalldetektor zu einem Suchgang in der Umgebung von Hanstedt im Landkreis Harburg auf. Als geschulte ehrenamtliche Mitarbeiterin des Archäologischen Museums besitzt sie eine Lizenz für den Einsatz eines Detektors, dessen Verwendung ohne diese Lizenz laut Denkmalschutzgesetz in Niedersachsen nicht gestattet ist. An diesem Tag stieß sie auf einen außergewöhnlichen Fund: Das kleine, zunächst unscheinbar wirkende Objekt besteht aus Bronze, ist an der einen Seite mit einem Grat verstärkt und an der gegenüberliegenden mit einer stumpf gewordenen Schneide versehen. Nahe des Verstärkungsgrates verläuft parallel zum Rand eine kaum merkliche Rippe. Am Rand sitzt auf der einen Seite eine knopfartige Erhebung. Was mochte das sein?
Bei diesem Fund handelt es sich um das Bruchstück einer Sichel aus der Bronzezeit, eine sogenannte Knopfsichel. Im optischen Vergleich mit anderen Sicheln aus dem Bestand des Archäologischen Museums Hamburg wird deutlich, wo dieses Fragment sich an einer vergleichbaren Sichel befunden hat. Die hier gezeigten Sicheln, stammen aus einem Hortfund aus Daerstorf bei Neu Wulmstorf und sind in der Dauerausstellung des Museums ausgestellt. Mehr zu diesem Fund erfährt man in unserem Mediaguide.
Sicheln sind als archäologischer Fund, wenn man sich Norddeutschland betrachtet, durchaus geläufig. Zunächst einmal handelt es sich dabei um landwirtschaftlich notwendiges Arbeitsgerät. Wir kennen aus dem Landkreis Harburg auch einige Exemplare aus Feuerstein, die wohl sogar schon aus der Jungsteinzeit stammen. Bronzesicheln sind hingegen sehr selten. Es gibt aus dem gesamten Landkreis gerade einmal 17 Stück und dabei ist das Hanstedter Exemplar schon eingerechnet. Das letzte Mal wurde ein solcher Fund vor über 130 Jahren gemacht! Man kann sich also vorstellen, wie begeistert Sandra Huguenin und auch das Team des Museums von diesen Fund sind.
Knopfsicheln stellen eine Sichelform dar, die von Schleswig-Holstein bis nach Polen verbreitet sind. Sie wurden zum überwiegenden Teil wohl in der Zeit zwischen 1300 und 900 v. Chr. hergestellt und verwendet. Auffallend ist, dass – soweit überhaupt verlässliche Angaben zu den Fundumständen vorliegen – die Sicheln häufig aus Horten stammen, die von den Archäologen als Gaben an die Götter gedeutet werden. In einigen Fällen sind mehrere Dutzend dieser Sicheln, einige davon ohne jegliche Spuren einer Nutzung, im Boden vergraben worden. Dass man damit die Götter um Fruchtbarkeit und eine gute Ernte bitten wollte, ist mangels historischer Aufzeichnungen aus dieser Zeit zwar nicht zu beweisen, angesichts der verwendeten Opfergaben aber wohl doch naheliegend.
Kreisarchäologe des Landkreises Harburg am AMH