Hamburg von oben – Ein historischer Rundflug
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Smart City, Digitalisierung und immer ein 2.0 dahinter… diese Begriffe hört man seit einigen Jahren immer öfter und in fast jedem Zusammenhang. Sie wecken Bilder von transparenten Bildschirmen und Hologrammen, die Freunde ersetzen können. Es macht Hoffnungen auf Autos ohne Gestank und Stau. Nie mehr einen Parkplatz suchen und wenn man dann pünktlich zu Hause ankommt, ist der smarte Kühlschrank befüllt, mit allem, was am Morgen noch gefehlt hat. Spektakulär!
Auch in der Kulturvermittlung hat das digitale Zeitalter seinen Einzug gehalten und so mancher wird schon einmal in den Genuss eines virtuellen Rundgangs mit und ohne VR-Brille gelangt sein. Viele Museen bieten Apps und Multimedia-Tische, -Vitrinen und/oder Stelen. Auch das Archäologische Museum Hamburg ist stets daran interessiert, neue Wege zu gehen. Zum Beispiel mit dem virtuellen Rundgang durch die Dauerausstellung, der in Kooperation mit Google Arts & Culture eingerichtet wurde.
Ich persönlich beschäftige mich seit nun über einem Jahr mit den Möglichkeiten der digitalen Kulturvermittlung im öffentlichen Raum. Im Rahmen von Smart Square, dem Gemeinschaftsprojekt des Archäologischen Museums Hamburgs, der HafenCity Universität und Hamburg@work sowie eCulture.info, in dessen Zuge der Domplatz in der Hamburger Innenstadt multimedial aufbereitet wird, darf ich verschiedenste Formate ausprobieren und auf ihren Mehrwert testen.
Die größte Herausforderung dabei ist der Raum an sich. An Technologien und Geschichten mangelt es uns nicht, jedoch handelt es sich beim Domplatz um einen Ort fernab des Museums. Auch wenn es über eine Außenstelle in Form des Bischofsturms verfügt, so fehlt doch die physische Verankerung, also jemand oder etwas, das auf die Angebote hinweist. Wir haben in die neue und alte Trickkiste gegriffen und es wurden Flyer, Folien und Bildschirme in zwei Schaufenstern der „Dat Backhus“-Filiale platziert. Dort wird nicht nur auf die verschiedenen Angebote am Domplatz aufmerksam gemacht, sondern auch über Archäologie und von den neusten Ausstellungen berichtet. Außerdem wird über die sozialen Netzwerke inklusive Blog und Podcast auf das Projekt und die verschiedenen Formate hingewiesen.
Das erste Format, das wir mit Besuchern testen wollten, ist der KI-gesteuerte Chatbot. Durch künstliche Intelligenz kann der sogenannte Hammabot sich mit Usern über die Hammaburg unterhalten und etwas über die Entstehungsgeschichte Hamburgs erzählen. Dabei war es wichtig, ein Format zu wählen, das nicht nur dem State of the Art entspricht, sondern auch Interessierte außerhalb des Kreises der Geschichtsfans anspricht. Dies wird schnell deutlich, da die Sprache kurz und knackig ist und der Dialog nur zwanzig Minuten in Anspruch nimmt, wobei die „Unterhaltung“ gleichzeitig als guter Start in die Geschichten rund um die Hammaburg dient.
Nun haben wir etwas Neues im Angebot. Es gibt etwas zu hören! Zugegeben, die Idee einer „Audio-Tour“ mag im Kontrast zu den oben genannten Visionen nicht so futuristisch klingen, jedoch ist „Audio“ trotz der starken Konkurrenz im digitalen Sektor ein vielseitiges und nicht zu unterschätzendes Medium. Viele Filme und Serien wären nur halb so spannend ohne den Soundtrack. Und wer kennt es nicht, wenn ein Lied erklingt und man plötzlich Gänsehaut verspürt? Töne können außerdem nicht nur Bilder wachrufen, sondern auch Gerüche. Man hört ein Möwen-Kreischen und hat den Hafen bereits vor Augen. Die meisten – ich inbegriffen – starren privat wie beruflich bedingt ständig auf Bildschirme aller Art und Größe. Das kann man nur irgendwann genug haben. Ich glaube, aus diesem Grund sind Podcasts so beliebt. Sie sind eine Möglichkeit, sich zu informieren oder auch nur berieseln zu lassen und dennoch kann man dabei kochen oder in der Bahn aus dem Fenster gucken..
Ein Audioformat für den Domplatz zu entwickeln war mir ein sehr wichtiges Anliegen. Ich glaube, es muss nicht immer blinken und interaktiv sein, man darf sich auch mal hinsetzen und auf den (Häuser-)Horizont blicken. Für die Umsetzung haben wir uns tolle Unterstützung aus Berlin geholt. Birge Tetzner von Audio Konzept hat uns dabei geholfen, ein knackige, aber dennoch sehr informative kleine Tour über den Domplatz zu vertonen. Sie ist der kreative Kopf hinter der Hörbuchreihe „Fred bei den Wikingern“, die nicht nur Kinder sondern auch Erwachse begeistert und auf Zeitreise entführt. Zum Domplatz haben wir Fred nicht mitgenommen, immersiv ist es dennoch geworden. Außerdem ist die Tour auch auf Englisch anzuhören und als Transkript als Download erhältlich, um die Einstiegshürden möglichst gering zu halten.
Mit diesem Angebot haben wir außerdem die Geschichte nicht bei der Hammaburg aufhören lassen. Man erfährt mehr über die diversen historischen Bauten am Platz und welche Spuren man davon heute noch erkennen kann. Reinhören lohnt sich also definitiv!
Ich hoffe also mit meinem Gefühl nicht danebengelegen zu haben: Audio ist nicht 90er, sondern immer noch aktuell! Und wer sich für das Making-of interessiert, der sollte in unseren Podcast reinhören, denn wir haben Birge Tetzner in Berlin besucht.
Projekt SmartSquare am AMH