Hamburg von oben – Ein historischer Rundflug
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2015 wurden durch die Atair, das Forschungsschiff des in Hamburg beheimateten Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrografie, Funde aus einem hölzernen Wrack von ungefähr 20 m Länge gemeldet. Das Wrack war von einem Fischkutter am Scharhörn Riff unweit der Insel Neuwerk als Hindernis erkannt worden, da sich ein Fangnetz beim Ausbringen in den von der Strömung freigespülten Überresten am Meeresboden festgehakt hatte. Bei einem Tauchgang wurde festgestellt, dass Planken und Spanten des Rumpfs bereits stark zerfallen waren. Zwischen den Holzresten befanden sich verschiedene Teile aus Eisen, Messing und Kupfer, die nicht zugeordnet werden konnten.
Zu den geborgenen Funden zählt ein großer eimerförmiger Kessel mit einem Mündungsdurchmesser von 42 cm und einer Höhe von 40 cm. Kennzeichnende Merkmale sind der nach außen geknickte Rand und zwei gegenseitig angenietete Ösen zum Aufhängen. Die Herstellung erfolgte mittels zweier halbrunder Kupferbleche, die miteinander vernietet wurden, ebenso der Boden, dessen hochgezogene Wandung im Überlappungsbereich mit den Kupferblechen angenietet wurde.
In der Machart vergleichbar sind große schalenförmige Kupferkessel ohne Aufhängevorrichtung aus den Niederlanden, die im 17./18. Jahrhundert Auf dem Seeweg nach Westindien transportiert wurden, wo sie auf den Plantagen zum Einkochen des Zuckerrohrsaftes dienten.
Hergestellt wurden diese Kessel in Kupferschmieden, die häufig Kupfermühlen angeschlossen waren. So lassen sich auch für Hamburg verschiedene historische Kupfermühlen belegen. Entsprechende Anlagen standen am Kupferteich, an der Berner Au und an der Aue in den heutigen Stadtteilen Poppenbüttel, Farmsen-Berne, und Wohldorf-Ohlstedt. Für die angegliederte Kupferschmiede von Poppenbüttel ist überliefert, dass sie auch Kupferkessel für die Zuckerrohrplantagen Westindiens fertigte.
Für den Kupferkessel aus dem Schiffswrack bei Scharhörn lässt sich die Frage, wofür er verwendet wurde, vorerst nicht beantworten. Aufgrund der Machart kann aber angenommen werden, dass es sich um ein Produkt handelt, das man in einer der bekannte Kupferschmieden Hamburgs hergestellt hatte.
Leiterin Bodendenkmalpflege Hamburg am AMH
Archäologie in Deutschland 03/2020
Aktuelles aus der Landesarchäologie, S. 55