Hamburg von oben – Ein historischer Rundflug
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Der archäologische Rundgang beginnt an einem der bedeutendsten Bodendenkmale Hamburgs: der Bischofsburg. Das ringförmige Turmfundament aus dem 12. Jahrhundert mit seinen 19 Metern Durchmesser ist das älteste erhaltene Steingebäude der Hamburger Altstadt. Warum das Fundament nach einem Bischof benannt ist und welche Funktion dieses gewaltige …
Zur Langen Nacht der Museen Hamburg am 18. Mai 2019 lud das Archäologische Museum Hamburg und Stadtmuseum Harburg in diesem Jahr erstmals nicht nur in die zwei Hauptstandorte in Harburg ein. Auch die Außenstelle im Herzen Hamburgs, der sogenannte Bischofsturm, stand den Gästen offen. Hier präsentierten die Köpfe hinter dem Projekt SmartSquare ihre neuen innovativen Vermittlungstechniken und den ‚digitalen Domplatz‘ hunderten Interessierten.
Zu jeder vollen Stunde starteten am Bischofsturm die Führungen, in denen die Besucher zunächst das älteste Feldsteinfundament der Stadt kennenlernten. Dr. Michael Merkel, der Sammlungsleiter des AMH, brachte die Anwesenden dann in aller Kürze auf den neuesten Stand der archäologischen Forschung zum Domplatz, dem einstigen Standort der Hammaburg. Im Anschluss konnten die neuen digitalen Vermittlungsangebote zur historischen Stätte selbst ausprobiert werden.
Die erste Station war der ArchaeoScreen, der bereits seit einiger Zeit im Fenster der über dem Bischofsturm gelegenen Bäckerei über die Hammaburg informiert. Er soll den Domplatz als Standort der ersten Siedlung und der Domkirche in Erinnerung rufen. An dieser Stelle lernten die Gäste ebenfalls unseren digitalen Kollegen, den Chatbot HammaBot, kennen. Hat man sich auf WhatsApp oder Facebook mit ihm „befreundet“ und startet mit einem hamburgischen „Moin“ die Unterhaltung, sendet die künstliche Intelligenz kompakte Informationshappen, Grafiken und Videos zu den Ausgrabungen vor Ort und vielem mehr aufs eigene Handy.
Die neueste technische Innovation, die die Besucher vor Ort entdecken konnten, ist FlowSign: Die Anwendung, die erst seit Ende April verfügbar ist, übermittelt Informationen mittels LED-Lichtstrahlen. Eine App erkennt hierbei über die Handykamera bestimmte Lichtfrequenzen und spielt dann passgenau eine Vielzahl an Informationen wie Videos oder 3D-Rekonstruktionen aus.
FlowSign, ArchaeoScreen und HammBot sind ab jetzt dauerhaft verfügbar und Interessierte sind herzlich eingeladen, den ‚digitalen Domplatz‘ mit dem eigenen Smartphone zu erkunden.
Erstmals wurde zur Langen Nacht der Museen eine neu entwickelte Augmented Reality-Anwendung (AR) vorgestellt. Mittels einer ausgebreiteten Karte des Domplatzes lässt die AR-Technik 3D-Modelle von Objekten und Gebäuden, Fotos und Soundbeiträge auf dem Handy oder Tablet erscheinen. Die Kamera erkennt hierbei Marker auf der Karte und projiziert die Informationen digital auf sie. Diese neuen technischen Möglichkeiten und das überraschende multimediale Erlebnis waren für das Team genauso faszinierend wie für die Gäste.
Die Führungen klangen jeweils in der BürgerStiftung Hamburg aus, wo die HafenCity Universität als Kooperationspartner ihre Forschungsarbeit am Projekt SmartSquare vorstellte. Von der Vermittlung der historischen ging es also direkt weiter zur Planung der modernen Stadtentwicklung. Nach den ersten Praxistests am ‚digitalen Domplatz‘ ist geplant, die multimedialen Vermittlungsangebote im Sommer und Herbst auf speziellen Führungen der Öffentlichkeit zu zeigen und alle Hamburger zum Ausprobieren einzuladen.
Nach der Führung blieb den Gästen Zeit, weitere Angebote wie 360°-Bilder der Hammaburg mit einem Cardboard oder den Audioguide des Museums in Ruhe zu testen und Fragen zu stellen. Besuchern, die sich ein wenig tiefer einlesen und mehr über den Domplatz und seine Geschichte erfahren wollten, wurde bereits die brandneue Webstory ans Herz gelegt, die bald veröffentlicht wird. Hier findet man vertiefende Informationen im Scrollytelling-Format: Bildmaterial, Hintergrundwissen und Zitate aus den historischen Schriftquellen. Das neuartige Format für zuhause und unterwegs soll am AMH auch für zukünftige Ausstellungen und Projekte umgesetzt werden.
Auch die Sonderausstellung „Syrien – Fragmente einer Reise, Fragmente einer Zeit“ und die archäologische Dauerausstellung hatten ihre Tore zur Langen Nacht geöffnet und empfingen die zahlreichen Besucher mit einem abwechslungsreichen Programm. Der Archäologe Joachim Schween brachte die bronzezeitlichen Klangwelten ins AMH. Gesäumt von historischen Fakten und Erklärungen ließ er neben den seltenen metallenen Luren auch irische Hörner aus derselben Epoche live erklingen. Keine Frage des sichtlich verblüfften Publikums (‘Wie zaubert man so viele verschiedene Töne aus einem einfachen Metallrohr?!?’) blieb bei dem engagierten Wissenschaftler unbeantwortet.
Die Möglichkeit, urgeschichtliche Handwerkstechniken in der Museumspädagogik auszuprobieren und Becher aus Birkenrinde herzustellen, nutzen neben vielen Kindern vor allem auch ihre bastelfreudigen Eltern intensiv. Umso engagierter bevölkerten die jungen Besucher die Feuerstelle vor dem Museum, wo sie sich am steinzeitlichen Feuermachen versuchen und Tonlampen anfertigen konnten. Auch der schon traditionelle Urzeittopf, den das Museum jedes Jahr zur Museumsnacht anbietet und über dem offenem Feuer garen lässt, mundete den Besuchern wieder und hat bereits eine eigene Fangemeinde.
Kurz und gut: Das Archäologische Museum Hamburg hat den Abend und die vielen interessierten Besucher in vollen Zügen genossen und freut sich schon auf die nächste Lange Nacht der Museen in Hamburg!
Freie Mitarbeiterin am AMH
Digitale Kommunikation und Events am AMH