Die AG ARCHÄOLOGIETHESAURUS
Ein von der Hamburger Kulturbehörde ins Leben gerufenes Pilotprojekt zur digitalen Inventarisierung musealer Sammlungsbestände führte vor über zehn Jahren zur Gründung der AG ARCHÄOLOGIETHESAURUS: Teile der Sammlungen ausgewählter Hamburger Museen sollten nach festgelegten Standards erfasst und in einer gemeinsamen Metadatenbank recherchierbar gemacht werden. Als im Archäologischen Museum Hamburg damit begonnen wurde, erste strukturierte Begriffssammlungen für die Datenfelder Objektbezeichnung, Material und Technik zu entwickeln, lud das Inventarisierungsteam des Museums zu einem Round Table nach Hamburg ein, um sich mit Fachkollegen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum über vergleichbare Projekte auszutauschen und möglichst eine überregionale Zusammenarbeit zu erreichen.
Ein Ergebnis dieses Runden Tisches war die Gründung der AG ARCHÄOLOGIETHESAURUS mit dem Ziel, einen standardisierten Thesaurus für archäologische Objektbezeichnungen zu entwickeln. Das Ziel ist ein Vokabular, das sowohl von Fachleuten als auch von Laien verwendet werden kann und insbesondere auf eine Nutzung bei der Inventarisierung von Museumssammlungen zugeschnitten ist.
Als die AG ARCHÄOLOGIETHESAURUS ihre Arbeit aufnahm, war nicht abzusehen, wie lange die Entwicklung eines archäologischen Objektvokabulars dauern würde. Die Masse an Objekten, die es bis zur Erstellung eines vollständigen archäologischen Objektbezeichnungsthesaurus‘ zu gliedern und mit Inhalt zu füllen gilt, ist unermesslich groß. Das Gesamtvokabular soll langfristig in digitaler Form, z. B. auf der Seite www.museumsvokabular.de, kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.
Seit 2012 werden die wichtigsten Objektgruppen vorab auszugsweise und ganz klassisch analog als „Bestimmungsbuch Archäologie“ veröffentlicht. Bisher erschienen sind Fibeln, Äxte und Beile, Nadeln, Kosmetisches und medizinisches Gerät, Gürtel sowie Dolche und Schwerter. Zuletzt wurde im Februar 2021 der Band Halsringe veröffentlicht. Weitere Bände unter anderem zu Messern und zu Arm- und Beinschmuck sind bereits in Vorbereitung.
Die AG ARCHÄOLOGIETHESAURUS versteht sich als kleine, unabhängige Gruppe, deren Mitglieder über ganz Deutschland verteilt aus verschiedenen Museen und Denkmalbehörden stammen. Die meisten AG-Mitglieder kommen selbst aus der praktischen Inventarisierungsarbeit und wissen um die alltäglichen Probleme bei der digitalen Erfassung archäologischer Funde. Bei drei bis vier Treffen pro Jahr in verschiedenen Städten stehen intensive Diskussionen und das Ringen um eine gemeinsame Begriffssprache im Mittelpunkt. Dabei ist die AG immer auch offen für neue Anregungen – weitere Mitwirkende besonders aus den Museen der noch nicht beteiligten Bundesländer sind daher jederzeit willkommen.
Im Oktober 2019 fand im Archäologischen Museum Hamburg ein Round Table der AG Archäologiethesaurus statt. Das Programm, die Unterlagen zu allen Vorträgen sowie eine Zusammenfassung der Tagung sind hier als pdf-Dateien zu finden:
Die Vorträge:
- Kathrin Mertens: 10 (+1) Jahre AG Archäologiethesaurus – Ein Blick zurück und nach vorne
- Ronald Heynowski: Bestimmungsbuch Archäologie. Erkennen – bestimmen – beschreiben
- Dirk Westendorf: Die Sammlungsdatenbank des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums (BLDAM)
- Cornelia Moors, Nils Wolpert: Von der Grabung ins Museum – Dokumentation mit AdiuvaBit
- Anke Wolf: Objektverwaltung im Museum mit Imdas Pro
- Stefanie Meier: Ein neues Sammlungsmanagementsystem für das Archäologische Archiv Sachsen
- Stijn Heeren: PAN: System and Reference Collection
- Pierterjan Deckers: MEDEA: Archeologische metaaldetectievondsten in Vlaanderen – and some other thoughts on the future alignment of object vocabularies
- Jens Lill: Gemeinsam neu definiert: Das DFG-Projekt „GND für Kulturdaten“ (GND4C)
- Andrea Granderath, Andrea Schenk: Wortnetz Kultur – Ein kontrolliertes Vokabular zur Erschließung und Wiederauffindung von Kulturobjekten